Bereits im dritten Schuljahr besucht der Lavendeljunge nun eine Montessori-Grundschule. Auch das Lavendelmädchen wurde im Sommer dort eingeschult. Zeit, ein Resümee zu ziehen und zu erzählen, warum wir uns für eine Montessori-Schule entschieden haben. Außerdem möchte ich euch einen Einblick in die Montessori-Pädagogik geben und euch berichten, warum wir uns inzwischen keine andere Schule mehr für unsere Kinder vorstellen können.
Unser Weg in die Montessori-Schule
Wie einige von euch sich vielleicht erinnern, hatte der Lavendeljunge einen komplett missglückten Schulstart in der Regelschule, der tiefe Ängste und große Selbstzweifel in ihm hervorriefen. Uns blieb nichts anderes übrig, als die Notbremse zu ziehen und ihn von der Regelschule zu nehmen.
Mehr durch Zufall stießen wir damals auf das Montessori-Kinderhaus bzw. die Montessori-Grundschule in Lüneburg und damit auf die Montessori-Pädagogik. Schnell wurde uns klar, dass die Idee der Montessori-Pädagogik genau den Bedürfnissen des Lavendeljungen entsprach. Hier wurde er als Individuum wahrgenommen und mit seiner Persönlichkeit geachtet.
Das Kind steht im Mittelpunkt
Die Montessori-Pädagogik geht davon aus, dass jedes Kind mit einem inneren Bauplan geboren wird. Es hat den eigenen Drang zu lernen und zu wachsen. Um seinem inneren Bauplan folgen zu können, muss das Kind in einer Umgebung aufwachsen, die seinen Bedürfnissen gerecht wird.
Jedes Kind hat beim Lernen seinen eigenen Rhythmus. In sogenannten sensiblen Phasen sind die Kinder für bestimmte Lerninhalte besonders empfänglich und zeigen eine hohe intrinsische Bereitschaft, sich mit einem Thema zu beschäftigen.
Freiarbeit statt Frontalunterricht
Dieser intrinsichen Lernbereitschaft wird in der Montessori-Schule Rechnung getragen. In Montessori-Schulen gibt es daher keinen Frontalunterricht, in dem die Kinder „gleichgeschaltet“ alle das Gleiche lernen. Ersetzt wird der in der Regelschule oft typische Frontalunterricht durch die sogenannte Freiarbeit, in der die Kinder selbstbestimmt lernen.
Die Idee ist es, dass die Kinder aus ihrer eigenen Motivation heraus lernen. Statt den natürlichen Wissensdurst der Kinder durch starre Stundenpläne zu durchbrechen, können die Kinder in der Freiarbeit ihren aktuellen Interessen nachgehen und selbstbestimmt lernen.
Der Lehrer übernimmt dabei die Aufgabe des Beobachters. Zudem sorgt er für eine vorbereitete Umgebung, die das Kind zum Lernen motiviert und anregt. Wenn die Kinder dafür bereit sind, werden in sogenannten Darbietungen neue Lernmaterialien und -inhalte einführt.
Anders als oft im Fachunterricht üblich, lernen die Kinder in der Montessori-Schule fächerübergreifend und lebenspraktisch.
Förderung von Selbstständigkeit
Durch die beschriebenen Arbeitsweisen werden die Kinder in der Montessori-Schule zum selbstständigem Lernen angeregt. „Hilf mir, es selbst zu tun“ ist dabei einer der zentralen Leitsätze der Montessori-Pädagogik.
Fast alle Montessori-Materialien haben daher eine Hilfe zur Selbstkontrolle. Die Idee ist es, dass die Kinder nach und nach immer mehr Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit erlangen. Dazu gehört auch, dass mögliche Schwierigkeiten eigenständig überwunden werden sollen. Die Kinder geben dabei das Lerntempo vor.
Altersgemischte Lerngruppen
In der Montessori-Schule werden die Kinder jahrgangsübergreifend unterrichtet, d.h. Kinder der ersten bis vierten Klasse lernen und arbeiten zusammen. Diese Zusammensetzung hat viele Vorteile.
Bei uns in der Schule übernehmen traditionell Dritt- und teilweise auch Viertklässler ein Patenamt für die neuen Erstklässler. Sie helfen ihnen beim Ankommen und führen sie an die Materialien und Arbeitsweisen heran, so dass die Erstklässler schnell und problemlos Teil der Lerngruppe werden.
Die älteren Kinder füllen diese Rolle mit Stolz. Sie übernehmen nicht nur Verantwortung, sondern festigen damit auch die Lerninhalte. Zudem sorgt das Vorgehen für ein respektvolles soziales Miteinander.
Kein (Noten-)Druck
In der Montessori-Schule gibt es keine Noten. Auch werden die Kinder untereinander nicht verglichen. Stattdessen werden die Lernfortschritte bzw. die erworbenen Fähig- und Fertigkeiten des jeweiligen Schülers aufgelistet und beurteilt. In Tabellen wird festgehalten, welche Themen bereits bearbeitet wurden und wie der aktuelle Wissenstand in dem jeweiligen Bereich ist.
Zum Ende eines Schuljahres bekommen Kinder und Eltern eine Rückmeldung in Form von Zeugnisbriefen. Zudem finden mehrmals im Jahr Entwicklungsgespräche zwischen Eltern und LehrerInnen statt.
Trotz der vielen genannten Freiheiten orientieren sich die Lerninhalte an den Lehrplänen des jeweiligen Bundeslands. Ein Übergang an die Regelschule ist jederzeit möglich.
Habt ihr euch schon mal genauer mit der Montessori-Pädagogik beschäftigt oder besucht euer Kind evtl. sogar eine Montessori-Schule? Was schätzt ihr besonders daran?
Unsere Kinder sind in denselben Jahrgangsstufen wie deine und beide auf einer Montessorischule. Für uns war es uneingeschränkt die richtige Wahl. Beide lernen in ihrem Tempo, hochmotiviert und noch dazu ohne Hausaufgabenstress. Sie sind enorm gut organisiert und lieben die Transparenz, die ihnen ihr Wochenplan gibt. Zudem finde ich vorteilhaft, dass auch die Leistungsspitze im Montessoriansatz gut gefördert werden kann, ohne dass gleich Klassen übersprungen werden müssen. LG Maren